01 HERBERT UND SAMUEL SCHROTT
Eine Jugend im Wien vor dem Anschluss, zwischen Fußball und Mädchen. Herbert hoffte, der Deportation entgehen zu können und schließlich doch zusammen mit seinem Vater nach Theresienstadt verbracht wird, wo er eine Tischlerlehre absolviert. Nach seinem Abtransport nach Auschwitz entrinnt er gemeinsam mit seinem Vater der Todesfabrik, und kommt in ein Unterlager von Dachau kam, wo sein Vater schlußendlich den Strapazen und der Kälte im Winter 1944 erliegt. Er erzählt seinem Enkel von seinem Todesmarsch und der Befreiung, von einer abenteuerlichen Reise in ein zerstörtes Wien und wie er seine Mutter wiedergefunden hat, und ihnen die arisierte Wohnung eines Nazibonzen zugeteilt wurde. Er spricht über Antisemitismus und Hoffnung.
Das Gespräch mit seinem Enkel ist von Humor genau so geprägt, wie von berührenden Momenten.
Länge: 51 ́51
02 HEILMAN / SCHÖFER
Lucia Heilman ist dabei, wie ihr Großvater aus der gemeinsamen Wohnung in Wien deportiert wird. Bald darauf muss sie die Schule verlassen, und ist von da an mit ihrer Mutter auf der Flucht. Einem Wiener Handwerker gelingt es, die beiden in seiner Werkstatt und in Verschlägen verborgen zu halten und sie so vor der Deportation in ein KZ zu schützen.
Ihr Enkel wird wie durch einen Sog in den Bann der Erzählung gezogen, und seine Reaktionen werden immer unmittelbarer und persönlicher.
Länge: 56’40
03 KRAUSZ / KRAUSZ
Heinz Krausz wird von seiner Mutter im letzten Moment in einen Zug gesetzt, der ihn nach Triest bringt, wo ihn der bereits geflüchtete Vater auf ein Schiff nach Palästina setzt. Während seine Mutter nach Auschwitz deportiert wird und dort mit Hilfe eines österreichischen (!) SS Mannes überlebt, schließt sich Krausz der Palmach an und arbeitet aktiv an der Gründung Israels mit. Mit einem Brief an Ben-Gurion erwirkt seine Mutter, dass Heinz zurück nach Wien kommt, um hier beim Wiederaufbau der verlorenen Fabrik zu helfen. Seinem Enkel macht er nachdrücklich die Bedeutung des Staates Israel für die Juden begreiflich.
Sein Enkel Theo steht knapp vor der Matura, und obwohl er sich mit der Geschichte der Familie beschäftigt hat, tun sich für ihn und damit für den Zuseher viele Fragen auf, vor allem, was die Ambivalenz des Überlebens seiner Urgroßmutter angeht und die Konfrontation seines Großvater mit dem Antisemitismus in Österreich nach dem Krieg.
Länge: 45’53
04 GELBART / CZERNOHORSKY
Rudi Gelbart hat alle Schrecken eines jungen Mannes im Wien des aufkeimenden Naziterrors mitgemacht, ehe er nach Theresienstadt deportiert wurde. Er ist einer der mahnendsten Zeitzeugen, und leider 2018 verstorben. Seine Erzählungen bestechen durch akribische Recherche, Ausgewogen und eine offen sozialdemokratische Haltung. Da Rudi Gelbart selbst keine Enkelkinder hatte, konnten wir Hannah Czernohrosky gewinnen, das Gespräch mit ihm zu führen, die ihrerseits heute in der sozialdemokratischen Jugend engagiert ist. Dadurch wird dieser Dialog zu einem Vermächtnis zwischen zwei politisch aktiven Generationen, und schlägt auf besondere Weise eine Brücke in die Zukunft.
Länge: 44’56
05 DIE MÄDCHEN VON THERESIENSTADT
Scheiderbauer / Goldenberg
Pollak-Kinsky / Wegenstein
Feldner-Busztin / Hess
Diese Folge schildert die Geschichten von drei jungen Mädchen, die als Kinder nach Theresienstadt deportiert wurden. Aber auch die Vorgeschichte wird mit den Erfahrungen der Kindern eindrücklich geschildert, zumal Helga Feldner-Busztin und Liese Scheiderbauer Schwestern sind.
Historisch verbinden wir die Geschichte mit dem österreichischen Lagerleiter Anton Burger, der nicht nur die Massentransporte von Theresienstadt nach Auschwitz organisiert hat, und damit das Lager zu einem Durchgangslager gemacht hat, sondern 1943 auch für den Transport von 1200 Kindern aus Theresienstadt direkt ins Gas von Birkenau verantwortlich ist.
Anna Goldenberg ist eine junge Journalistin, die über die Geschichte ihrer Familie bereits publiziert hat, das Gespräch mit ihrer Großtante bleibt aber ganz persönlich. Benny Hess ist politisch aktiver Student in der jüdischen Community und sucht die Perspektiven in die Zukunft, während die Schülerin Lucy Wegenstein die privaten Aspekte der Geschichte von Pollak Kinsky sucht.
Länge: 48’17
06 SASSO / STOPBACHER / EDER
Käthe Sasso ist eine der letzten mahnenden Zeitzeugen des Österreichischen Widerstandes, die akribisch das Schicksal ihrer Freunde und Familienmitglieder dokumentiert hat. Ihrem Neffen erzählt sie ihre Geschichte. Ein Gespräch, das von einer beklemmenden Ehrlichkeit geprägt ist, und die Maschinerie des nationalsozialistischen Terrorregimes von einer anderen Seite durchleuchtet.
Länge: 52’48
07 WALTER / SCHIEDER
Edith Walter erlebt den Krieg als Spiel, ihr Vater ist arbeitet in den Sommermonaten als Chauffeur von Goering in Bad Gastein. Aber sie erinnert sich sehr genau an die Stimmung im Vorkriegswien, als sie im Raimundhof aufgewachsen ist und erlebt hat, wie die ersten Kinder aus den Schulen deportiert wurden, während sie von ihrer Mutter für den Führer hübsch gemacht wurde, um ihm zuzuwinken und Blumen zu überreichen.
Valerie Schieder stößt immer wieder an die Grenzen dessen, was sie sich vorstellen kann. Die nationalsozialistische Gesinnung mancher Familienmitglieder kann sie genau so wenig nachvollziehen, wie das Mitläufertum. Trotzdem versucht sie, nicht zu verurteilen. Spannend.
Länge: 47’43
08 REISCHL / REISCHL
Eine 12 Jährige und einen 92 Jährige – die Paarung mit dem größtem Altersunterschied. Frau Reischl kommt aus einer tschechischen Kleinstadt nahe der Waldviertler Grenze und gehört der deutschen Sprachgruppe an. Zu Kriegsende flieht sie mit dem Vater nach Salzburg, wo sie heute noch lebt. Die Sprachzugehörigkeit prägt ihr Leben und dieses Gespräch macht besonders eindrücklich klar, wie schwer es auch für Mitläufer ist, diese Zeit zum ende ihres Lebens zu reflektieren.
Die 12 jährige ist unsere jüngste Gesprächspartnerin. Die Direktheit und Unbefangenheit, mit der sie nachfragt, ist erfrischend – und wie es ihr dabei gelingt, die Liebe zur Urgroßmutter in keinem Moment infrage zu stellen.
Länge: 50’37
09 KLUGER / KLUGER
Ines Kluger ist eine junge deutsche Frau, die den Krieg in Breslau erlebt, sich verliebt und schließlich einen aus Wien stammenden Luftwaffenoffizier heiratet. Als Breslau zu Ende des Krieges zur Festung erklärt wird, muss sie mit ihrer Mutter und Schwester die Stadt verlassen, während ihre Großeltern in Breslau verhungern und von ihrem Vater begraben werden. Die Reise nach Wien in den Wirren des Kriegsendes ist abenteuerlich, aber zwischen den Zeilen taucht nach und nach Verschüttetes auf, das auch ihren Enkel in Erstaunen versetzt.
Länge: 45’36
10 FEINGOLD / BROWNSTONE
Marko Feingold ist mit 104 Jahren nicht nur einer der ältesten Zeitzeugen, sondern auch einer der aktivsten, wenn es um die Erzählung der Geschichte und die Bewusstmachung der Nazigräuel geht. Da Feingold selbst weder Kinder noch Enkel hat, führt Miriam Brownstone das Gespräch über eine eindrucksvolle Lebensgeschichte.
Länge: 49’50
11 BACZYNSKI/DION
Fr. Baczynski hat bis vor kurzem nicht über ihre Geschichte gesprochen. Nicht einmal alle Familienmitglieder wußten, dass sie als Jüdin zur Welt gekommen war und dem Holocaust nur mit Glück entronnen ist.
Ihr Enkel Nicholas hängt an ihren Lippen und will die Dinge genau wissen. Ein Leben zwischen Hitler Terror und Sowjet Bedrohung findet schließlich in Wien ein vermeintliches Happy-End, doch sie beschließt ihre Herkunft für sich zu behalten.
Länge: 38’39
12 LEWIT / EDER
Aba Lewit kommt mit seinem Vater und seinen Geschwistern aus einem kleinen polnischen Dorf nach Krakau, wo er bei der Errichtung des Lagers Plaszow mitarbeiten muss, in dem er später gefangen gehalten wird. Der Österreicher Amon Göth ist dort der besonders grausame Kommandant, der Juden wahllos und zur eigenen Belustigung tötet. Auch Aba Lewitt wird angeschossen, überlebt aber durch einen Zufall und muss mitansehen, wie seine Schwester liquidiert wird. Er überlebt Mauthausen und seine »Befreiung« und kommt durch Zufall nach Wien, wo er seine spätere Frau kennenlernt, selbst die einzige Überlebende ihrer Familie. Nur mit seiner Frau gelingt es ihm, sein Trauma ansatzweise zu überwinden, trifft aber bis in die jüngere Vergangenheit auf Antisemitismus in Wien. Zu sprechen beginnt der 96 jährige erst aber spät. Aba Lewitt hat keine Enkelkinder und führt sein erklärt letztes Gespräch über den Holocaust mit Fabian Eder.
Länge: 54’36
13 STURM-SCHNABL / SCHNABL
Schon der Umstand, dass Katjas Enkelin Vesna eine kreolische Mutter hat, erzeugt eine eigene Atmosphäre. Katja Sturm-Schnabl kommt aus einer Großbauernfamilie in Kärnten, die zur slowenischen Volksgruppe gehört. Mit den Augen eines Kindes erlebt die Deportation und den Tod ihrer Schwester. Die Rückkehr aus dem Lager gestaltet sich nicht leichter, die slowenischen Rückkehrer werden nicht willkommen geheißen und schikaniert. Sie erzählt von ihrem mühsamen Weg in die österreichische Gesellschaft, wie sie mit Rassismus und Anfeindung noch an der Akademie der Wissenschaft konfrontiert wurde und wie ihr schließlich eine Therapie bei ESRA, die sie erst in den 90er Jahren beginnen konnte, geholfen hat, mit ihren Erlebnissen zurecht zu kommen.
Vesna führt dieses Gespräch sehr aktiv, sie schaltet sich ein, sucht die Verbindung zu ihrem Leben und zu heute.
Länge: 50’32
14 SCHWERTSIK / SCHWERTSIK UND LÖWY /LÖWY
Die beiden Gespräche in den Familien Schwertsik und Löwy beleuchten den Nationalsozialismus aus einer ganz anderen Richtung. Während es Löwy gelingt, sich im Tullnerfeld zu verstecken, bleibt Kurt Schwertsik mit seiner Mutter nahe Retz und beobachtet mit großer Sensibilität, wie sich die Menschen unter dem Regime verhalten.
Länge: 55’00
15 WADANI / WADANI
Richard Wadanis Sohn ist vor über 40 Jahren nach Australien emigriert. Seinen Enkel hat er daher erst zwei mal gesehen, die Sprachbarriere machte Gespräche selbst im Kreis der Familie nur schwer möglich. Dank einer Simultanübersetzungen können die beiden nun erstmals direkt miteinander reden.
Richard Wadani kommt in Prag zur Welt, gehört aber der österreichischen Volksgruppe an, und wird so nach dem Anschluß über Nacht zum Deutschen. Die Familie muss Prag Richtung Wien verlassen, wo Richard von der Wehrmacht eingezogen wird und als Kraftfahrer hinter der Front das Leiden der Menschen in der Ukraine sieht. Immer wieder stiehlt er Vorräte der Wehrmacht, um sie an die Menschen zu verteilen. Dafür wird er verurteilt, aber es gelingt ihm einer Strafe zu entgehen und er kommt an die Westfront, von wo er nach England desertiert. Dort schließt er sich der tschechischen Armee an. Als der Krieg vorüber ist, findet er sein Mutter in Wien wieder, die aber schon in einem Alter ist, dass sie Wien nicht mehr verlassen kann und will. Richard stellt sich der Aufgabe, trifft auf Anfeindung und Missachtung und beginnt einen Kampf für die Anerkennung und Würdigung der Deserteure. Sein größter Erfolg ist die Errichtung des Deserteurdenkmals in Wien.
Mit seinem Enkel sitzt ihm ein junger Mann vom anderen Ende der Welt gegenüber, der viele Zusammenhänge und Details aus dem Leben des Großvaters zum ersten Mal hört und spannende Fragen stellt.
Länge: 48’49